Billi-Jean und Morgenstern Teil 4: Die Feuerburg
Die geheime Zutat, um ein erfülltes Leben zu leben suchen wir ganz oft im Außen. Heißt, in anderen Menschen, in unseren Haustieren, in Besitz und Geld. All diese Dinge sind kleine Helferlein auf unserem Weg, den wir Leben nennen. Denn es gibt nur eine Person im ganzen Universum die es vermag das du wieder eins mit dir bist. Und diese Person bist du!
Billi-Jean und Morgenstern holen sich gerade ihr erstes Helferlein. Weißt du, was es ist?
Die Feuerburg
„Alles, was ich weiß, ist das ich in die heiligen Hallen der Schriften soll. Herr Pergamentus begleitet mich, da er weiß welche Schrift für mich ist“, murmelte Billi-Jean, die mit zwei Löffeln Eis im Mund nur undeutlich sprechen konnte. „So, so,…“ schmunzelte Marvin, Cosmos Vater und Wächter der Feuerburg. „Ja, genau. Und dann soll ich zur Eis-Festung und dort auch ein Schriftzeichen holen. Irgendwie soll ich dann rausfinden, wie ich das Lesen kann. Keine Ahnung wie, aber wenn Herr Pergamentus weiß, was meine Schriften sind, weiß er vielleicht auch, wie ich sie lesen lernen kann“ sagte Billi-Jean und merkte vor lauter Begeisterung über das Eis nicht, wie alle am Tisch die Augenbrauen hochzogen und dann schmunzelten.
Sie standen vor einem riesig großen Holztor. Trotz der Größe wirkte der Eingang durch das warme braun des Holzes herzlich. Zwei Wasserspeier bildeten die Türklinken und waren gleichzeitig das Schutzsiegel. „Ich werde das Tor jetzt für dich öffnen“, sagte Marvin an Billi-Jean gewandt „Bist du bereit?“. Billi-Jean schaute Herrn Pergamentus an, der auf ihrem Arm saß. Die große Eule wirkte tiefenentspannt und hatte die Augen halb geschlossen. „Warte“, rief Billi-Jean. Sie setzte in Windeseile den Rucksack ab und holte die Fläschchen von Levinia heraus. „Was ist wohl das richtige?“ flüsterte sie leise zu sich selbst. Morgenstern wieherte leise und als Billi-Jean sich zu ihm drehte kam der große Schwarze wieder rückwärts auf sie zu. „Ah, jetzt weiß ich. Danke Morgenstern“. Sie wählte jene entspannende Öle-Mischung, die ihr und Morgenstern am Morgen schon geholfen hatte, sich entspannt und wohlig zu fühlen. „Wünscht mir Glück“, rief Billi-Jean Sonnenschein und Morgenstern zu. „Ich bin jetzt so weit. Danke für deine Geduld.“ Sagte sie zu Marvin.
Marvin nickte Billi-Jean zu und stimmte einen leisen Sing-Sang an. So konzentriert Billi-Jean auch lauschte, die Sprache des Sing-Sang war ihr nicht bekannt. Nicht ein einziger Laut. Die Wasserspeier öffneten langsam erst die Augen und dann ihre Mäuler. Kaum waren beide Wasserspeier erwacht, ertönte ein lautes Knarren und die beiden Flügel des Holztores begannen sich zu öffnen. Ein weiter dunkler Raum öffnete sich und dort wo das Tageslicht hinzufallen vermochte, konnte Billi-Jean die starken großen Steine wahrnehmen, die diesen Raum hielten. Sie streckte vorsichtig nur ihren Kopf durch die Tür, konnte aber nirgendwo Fackelhalter oder Kerzen entdecken. Fragend blickte sie Marvin an. Er schüttelte nur den Kopf und lächelte gütig. Billi-Jean seufzte tief „Verstehe. Warum auch sonst sollte ausgerechnet eine Eule mich begleiten.“ Sie lächelte Marvin an und nahm Herrn Pergamentus in beide Arme, so dass er vor ihrem Bauch saß. Dann betrat sie die Halle und ihr Herz schlug ihr bis zum Hals vor Aufregung.

Nachdem sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, nahm sie schemenhaft Türen rechts und links wahr und hohe, massive Holzregale. Sie war schon eine Weile gelaufen, als Herr Pergamentus plötzlich zu zappeln begann. Billi-Jean lockerte ihre Umarmung und die Eule kletterte auf Billi-Jeans gefaltete Hände. Ein lauter dunkler Eulen-Ruf halte von den Steinwänden wider. Drei Mal rief Herr Pergamentus aus Leibeskräften. Ein Glimmen, wie von einer Kerze, warm und weich, tauchte rechts neben Billi-Jean auf. Das schwache Licht erlosch sofort wieder, so dass Billi-Jean stehen blieb. Herr Pergamentus breitete seine Flügel aus, stellte sie auf und schwang sie vor und zurück. Wieder flammte das weiß-goldene, warme Licht auf. Billi-Jean lief los, aber nach drei Schritten stand sie wieder im Dunkeln. Herr Pergamentus richtete sich noch größer auf. Schwang erneut die Flügel und stieß dabei einen tiefen Eulen-Ruf aus. Wie ein helles Feuerwerk funkelte und sprühte es Licht. Billi-Jean rannte erneut los und dann sah sie deutlich das gold-warme Licht, von dem sie magisch angezogen wurde. Sie ging näher. Es war ein Fetzen dickes Pergament auf dem das Zeichen „<“ zu sehen war. Während das helle Feuerwerk an Kraft verlor, griff Billi-Jean den Pergament-Fetzen am unteren Rand. Kaum hatte sie es zu sich gezogen war es wieder stockdunkel. Herr Pergamentus kroch zurück in Billi-Jeans Arme, zog den Kopf zwischen seine Schultern und schloss die Augen. Ein erschöpftes schnarchen erklang, was Billi-Jean zum Lächeln brachte. „Ich danke dir“, sagte sie, drückte sie Eule fest an sich und trat den Rückweg an.
Das warme orange-rote Licht der Abenddämmerung empfing Billi-Jean und Herrn Pergamentus vor den Toren der heiligen Halle. Morgenstern lag flach im Gras und schlief, bewacht von einer vor sich hindösenden Sonnenschein. Billi-Jean lief auf Sonnenschein zu, fiel ihr um den Hals und ließ sich dann rücklinks ins Gras fallen zu Morgenstern. „Herr Pergamentus und ich waren erfolgreich“, berichtete sie stolz den beiden Pferden. „Wir haben ein…“ Sie kramte in ihrer Tasche „…Fetzen Pergament mit einem „kleiner-als-Zeichen“ geholt.“ Noch während sie das aussprach, verschwand der Stolz und Ratlosigkeit mit etwas Frust machte sich breit. „Echt jetzt? Ich hatte auf mehr gehofft“ murmelte sie etwas bitter klingend in ihren nicht vorhanden Bart. „Nun, du kannst natürlich nur das darin sehen, was du glaubst zu kennen. Du kannst es aber auch nutzen, um eine neue Perspektive zu entdecken“ flüsterte leise eine Frauenstimme. Elsa, Cosmos Mutter, trat aus dem Schatten der heiligen Halle hervor. Etwas beschämt über ihre eigene Engstirnigkeit richtete Billi-Jean sich auf. Elsa lächelte und sagte „kein Grund beschämt zu sein. Niemand ist perfekt. Verliere nur nie die Entdeckerlust und höre nie auf dich selbst und das was in dein Leben triff zu hinterfragen. Billi-Jeans Augen wurden riesengroß. „Woher weißt du?“ „Ich bin sehr gut im Beobachten und Wahrnehmen. Etwas, was du auch kannst. Du hast es nur verlernt.“ Erklärte Elsa. Sie nahm das Stück Pergament und schaute Billi-Jean über den Rand ihrer Brille an. „Wie herum stand das Zeichen, als es vor dir angefangen hat zu leuchten?“ „äh, … doch, ja.., es war das „kleiner-als-Zeichen““ stotterte Billi-Jean. Elsa nickte zufrieden. „Es ist immens wichtig, dass du dir merkst wie, als in welcher Position diese Zeichen zu dir kommen.“ Billi-Jean nickte ernst, bevor Elsa fortfuhr. „höre dem Pergament Zeichen genau zu. Es hat jene wichtige Botschaft für dich, die dich weiterbringen wird. Lass dich nicht davon abbringen zu lauschen in der Stille der Dunkelheit und Fragen zu stellen, so dass du sicher den nächsten Schritt gehen kannst. Sobald du im Besitzt der Schrift aus dem Eis-Land bist, hast du für den Anfang, was du brauchst.“
Im aufgehenden Sonnenlicht des nächsten Tages wanderte Billi-Jean mit Cosmos Familie, Sonnenschein, Morgenstern und Räuberbart von der Feuerburg zur nahegelegenen Grenze des Reichs der Hexe des Waldes. Eine riesige Stein-Frau mit einer Feuerfackel in der Hand markierte Beginn und Ende des Reichs. Gleich einen Schritt weiter erhob sich ein riesiger Engel aus Eis. In der Hand hielt der Engel einen langen Speer mit einem Eiskristall als Spitze. Die Sicht auf das Reich hinter der Grenze, die dieser Eis-Engel bewachte, wurde von Schneestürmen behindert. Billi-Jean fröstelte und schaute entmutigt ihre Begleiter an. „Räuberbart wird euch durch die Schneestürme zur Eis-Festung führen. Achte auf einen Schneeball noch vor dem Sonnenuntergang des ersten Tages. Wenn du ihn siehst, fang ihn ein. Ihm und nur ihm ist es möglich die Schneewölfe in Schach zu halten. Bleibt immer dicht hinter Räuberbart und kommt nie vom Weg ab. Zur Mittagsstunde des zweiten Tages solltest du die Festung der Eis-Hexe erreicht haben“ erklärte Marvin. „Eis-Wölfe?“ fragte Billi-Jean entsetzt, „niemand hat bisher was von Wölfen gesagt!“ „Sie bewachen und beschützen, was im Land des Eises warte, um gefunden zu werden. Es ist sehr wichtig das sie da sind. Du wirst bald verstehen warum“, sagte Cosmo. „Wunderbar, noch mehr Rätsel und Geheimnisse“ sagte Billi-Jean mit schmollender Stimme. „Ich danke euch von Herzen für eure Hilfe.“ Die drei Pferde und Billi-Jean traten langsam über die Grenze und kaum waren sie im Schneesturm verschwunden, schwang sich auch Herr Pergamentus in die Lüfte, um ihnen zu folgen.
