Die Achtsamkeitsreise von Billi-Jean und Morgenstern – Teil 5

Billi-Jean und Morgenstern Teil 5: Im Reich der Eis-Hexe

Mein Leben hat sich verändert, als ich angefangen habe loszulassen und ins Urvertrauen zu gehen.

Es klingt immer so einfach, wenn alle sagen „du musst einfach nur loslassen“. Was soll ich denn loslassen? Wie soll ich loslassen? Wo soll ich denn überhaupt anfangen?

Fragen über Fragen waren in meinem Kopf jedes Mal, wenn ich einen Artikel zu dem Thema gelesen habe. Wie bei all meinen Themen im Leben waren, und sind es, meine Pferde, die mir den Weg hin zur Lösung zeigen. So sind sie auch meine Lehrer, wenn es um Urvertrauen geht. Komischerweise stellt sich die Frage dann gar nicht mehr was du loslassen sollst, sondern du weißt es einfach.

Billi-Jean lernt im Teil 5 etwas loszulassen und einen Schritt ins Vertrauen zu gehen. Wie ist es bei dir? Bist du auch schon mal den Schritt ins Vertrauen gegangen und hast einfach zu 100% deinem Pferd vertraut, entgegen deinem Verstand?

Viel Spaß beim Eintauchen in die Reise von Billi-Jean und Morgenstern.

Im Reich der Eis-Hexe

Billi-Jean sah kaum die eigene Hand vor Augen, so stark schneite es. Sie hatte Räuberbart aus Zweigen und Tüchern ein Geschirr gebastelt, so dass sie sicherstellen konnte, direkt hinter ihm zu bleiben. Sonnenschein hatte ihren Kopf in Billi-Jeans Rücken und Morgenstern bildete das Schlusslicht. Herr Pergamentus, dem das Fliegen durch den starken Schneefall schwerfiel, machte es sich in Billi-Jeans Rucksack gemütlich. So stapften sie Stunde, um Stunde ohne das Gefühl auch nur 1 cm vorwärtszukommen, da die Landschaft einfach gleichbleibend aussah. So, als wäre einfach alles und jeder erstarrt.

Räuberbart bremste so abrupt, dass Billi-Jean auf ihn drauf lief und Kopf über in den Schnee fiel. „Hey, was machst du denn?“ rief Billi-Jean entsetzte, rappelte sich auf und klopfte sich den Schnee aus den Sachen. „Ich sollte dir Bremslichter anbauen“. Räuberbart wirkte erstarrt, die Augen weit offen und die Ohren so sehr gespitzt, dass sie sich fast berührten. Auch Sonnenschein und Morgenstern schienen erstarrt und wie gebannt. Ein gellender Schrei durchriss die Stille. Schnauben ertönte und das Brechen von gefrorenen Ästen war zu hören. „Wölfe“ schrie Billi-Jean mit schriller Stimme und sammelte in Panik die Strupfe auf, die zu Räuberbarts Geschirr gehörte. „Wir müssen hier weg! Schnell! Lauft“. Sie brüllte und fuchtelte mit den Armen. Sie zog und zerrte an der Strupfe von Räuberbart, aber nichts davon vermochte die 3 Pferde aus ihrer Erstarrung zu holen. „Bitte, um Himmelswillen, wacht auf und bewegt euch! HILFE! Ich brauche Hilfe für meine Pferde!“ Ihr schossen vor Verzweiflung und Angst die Tränen in die Augen. „Bitte, Morgenstern“ schluchzte sie und trommelte mit ihren Händen and den Hals des großen Schwarzen. Ein weiterer schriller Schrei durchbrach die eisige Stille und Billi-Jean fuhr mit einem Ruck herum. „Herr Pergamentus“ kreischte sie aus Leibeskräften. Ein leises, ersticktes „uhu-uhu“ kam aus dem schneeverhangenen Busch genau vor Räuberbarts Nase. Billi-Jean rannte los und sprang in den Busch. Am Boden konnte sie Herr Pergamentus schemenhaft erkennen Es sah aus, als hätte eine Schneelawine die Eule halb begraben. Bille-Jean griff zu, um die vermeintliche Schneelawine beiseite zu buddeln, zuckte aber erschrocken zurück. Der Schnee war fest, wie ein Körper und fing an sich zu bewegen.

„Die eisigen Winde gebannt, durch Sonnenkraft verbrannt“

Leise drangen die flüsternden Worte aus der Luft in den Busch. „Sonnenschein, du bist die Rettung“ dachte Billi-Jean und Tränen der Freude traten in ihre Augen. Der Schneeberg bewegte sich hektisch und Billi-Jean konnte Herr Pergamentus nicht mehr sehen. „Sonnenschein, nochmal“ rief sie so laut es ging gegen den Wind.

„Die eisigen Winde gebannt, durch Sonnkraft verbrannt. Gib Preis den eisigen Kern und befreie meinen Stern“

Der Stimmensingsang drang durch die eisige Kälte und ließ den vermeintlichen Schneeberg erstarren.

„Sonne und Stern vereint. Tragen Botschaften lieb gemeint. Mit Kraft der Himmelsmacht verweilen wir für eine Nacht.“

Der Stimmenchor verstummte leise und nahm den Schneesturm mit. Der riesige Berg aus Schnee, der Herrn Pergamentus bedeckte schrumpfte drastisch zusammen. Billi-Jean wischte sich die Tränen aus den Augen, denn direkt vor ihr stand ein kleines weißes Pony. Herr Pergamentus saß zu Füßen des Ponys und schüttelte sich die letzten Schneeflocken aus dem Gefieder.

„Herr Pergamentus, Gott sei Dank“ rief Billi-Jean. Sie ging auf ihn zu, hob ihn hoch und drückte ihn fest an sich. Dann starrte sie etwas ratlos das weiße Pony an. Seine Beine waren so winzig und sein Körper sah kugelförmig aus. „Ach du meine Güte“, Billi-Jean schlug sich die Hand vor den Kopf. „Du bist der Schneeball, den ich fangen soll. Wie gut das Sonnenschein und Morgenstern dich gebannt haben. Du wirst uns in dieser Nacht beschützen müssen.“ Sie kramte im Rucksack und fand ein Seil, aus dem sie ein Halfter für Schneeball bastelte. Dann band sie ihn an Räuberbart an und die Gruppe setzte sich in Bewegung, um wenig später eine Schutzhütte zu finden, die Zuflucht für die Nacht gewährte.

Es dämmerte bereits als Billi-Jean von Wolfsgeheul geweckt wurde. Alle Pferde bis auf Schneeball waren nervös und trippelten auf der Stelle. Billi-Jean lugte durch einen Spalt und sah ein Rudel weißer, großer Wölfe vor der Hütte. „Schneeball, du bist der, der sie in Schach halten kann. Was tun wir, wenn die Sonne ganz aufgegangen ist und wir weiterwollen?“ Das kleine weiße Pony guckte Billi-Jean an, regte sich aber nicht weiter.

Wenig später war die Sonne aufgegangen und Billi-Jean späte erneut durch einen Ritz. Das Wolfsrudel war noch da und machte auch keine Anstalten weg zu gehen. „Und nun? Sitzen wir hier fest“ sagte sie mehr zu sich selbst als an ihre tierischen Begleiter gerichtet. Räuberbart scharrte mit den Hufen und stupste sein Geschirr an. „Ich soll dich anziehen? Hm, warum?“ Irritiert und ohne Plan ging sie zu Räuberbart und legte ihm sein Geschirr an. Dann zog sie Schneeball das selbstgebaute Halfter an. Kaum war sie damit fertig, gab es einen Knall. Morgenstern hatte die Tür aufgestoßen. „Bist du verrückt? So können die Wölfe doch hier rein“ schrie Billi-Jean entsetzt. Als sie loslaufen wollte, um die Tür zu schließen, setzte sich jedoch die Pferdekarawane in Bewegung. Schneeball vorweg, gefolgt von Räuberbart, Sonnenschein und Morgenstern. Herr Pergamentus kam mit Billi-Jeans Rucksack im Schnabel auf sie zugeflogen. Geschockt bis in alle Gliedmaßen lief Billi-Jean zu den Pferden. Sie hampelte hilflos und ratlos um sie herum. Nichts davon beirrte jedoch die Pferde. Als Billi-Jean den Blick hob konnte sie sehen, dass das Rudel Wölfe sich rechts und links vom Wegesrand aufgebaut hatte. „Na toll, sobald wir einen Fuß draußen haben, sind wir Frühstück für die Meute. Das kann doch nicht euer ernst sein“, rief Bille-Jean.

„Sie bewachen und beschützen, was im Land des Eises wartet ….“ Hörte sie leise Cosmos Stimme. „Wenn ich Schneeball habe, der aus diesem Land kommt und ich dicht bei Räuberbart bleibe, nicht vom Weg abweiche, nichts wegnehme oder kaputt mache fressen sie uns vielleicht nicht. Vielleicht wollen sie nur sicherstellen, dass wir nichts Unrechtes tun.“ Mit diesen Gedanken des Mutes nahm Billi-Jean ihren Platz ein im Tross und sie alle traten, begleitet von den Wölfen des Eises den Pfad an, der sie direkt zur Eis-Festung bringen würde.